Reinhold Ewald (1890–1974)
Maler der 1000 Frauen
Gemälde aus dem Nachlass des Künstlers.
Freitag, 23.09.2016
19 – 21 Uhr
Reinhold Ewald (1890 – 1974)
„Maler der 1000 Frauen“
31 Gemälde aus dem Nachlass des Künstlers
76 Seiten, 31 Farbtafeln
Reinhold Ewald (1890–1974) „Frau mit blauem Hut“ 1960, Öl/Lwd., 93×77 cm, signiert und datiert: R.Ewald 60
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald (1890–1974) „Frau am Fenster“ 1955-1960, Öl/Lwd., 95×90 cm, monogrammiert: R.E
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Reinhold Ewald (1890–1974) „Akt mit Spiegel“ 1961, Öl/Lwd., 85×70 cm, signiert und datiert: R.Ewald 61.
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Reinhold Ewald (1890–1974) „Zwei Frauen mit Kinderwagen“ 1919, Öl/Holz, 75×49 cm, signiert und datiert: R.Ewald 19.
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Reinhold Ewald (1890–1974) „Frau mit rotem Kleid“ 1962, Öl/Lwd., 94×71 cm, signiert u. datiert: R.Ewald 62.
Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung
„In der Hauptsache Frauen“ –
Einige Bemerkungen zu Reinhold Ewalds Arbeiten
aus den 1950er und 1960er Jahren
Claudia Caesar
Reinhold Ewald ist heute das, was man gemeinhin eine Entdeckung nennt. Seine Arbeiten bestechen durch ihre malerische Schönheit, Brillanz und Ausdruckskraft, den Maler aber kennen wenige. Anders als andere Künstler, die sich in ihren Anfängen einer expressionistischen Formensprache bedienten – Marc, Macke, Nolde –, wurde Ewald nicht wiederentdeckt, als einmal der Hype, der sich in der jungen Bundesrepublik vor allem auf die Abstraktion richtete, verebbt war und man sich wieder gegenständlicher Kunst zuwendete. Mehr noch als seine frühen Arbeiten, die mindestens in der Zeit ihrer Entstehung zu Beginn des 20. Jahrhunderts hohe Anerkennung gefunden hatten, sind Ewalds Werke aus den 1950er und 1960er Jahren der Vergessenheit anheimgefallen oder hatten vielmehr nie die Chance, ihr Publikum zu finden.Vor allem diese letzte Werkphase Ewalds, mit einzelnen Ausgriffen in die Zeit davor, präsentiert jetzt die Ausstellung und der vorliegende Katalog der Kronberger Galerie Uwe Opper.
Ewald war einer jener Künstler, die geradezu zwanghaft alles, was sie sehen direkt in Malerei umsetzen müssen. So trug er denn wohl so gut wie immer einen Zeichenstift und ein Skizzenbuch mit sich oder griff zu Notizpapier und Kugelschreiber, wenn dies einmal nicht der Fall war – dies beweisen die zahlreichen Zeichnungen und Skizzen, die sich bis heute in seinem Nachlass befinden. Er konnte mit unglaublicher Geschwindigkeit Bilder erfassen und insbesondere die Bewegung in wenigen Strichen in eine Kontur einschreiben. In den 1950er Jahren nutzte Ewald diese Fähigkeit, als der Fernseher die deutschen Wohnzimmer eroberte: Das neue Medium wurde für ihn zu einem Lieferanten visueller Eindrücke. Besonders scheint ihn dabei die Bewegung fasziniert zu haben, wenn sich das Gesehene bei jedem Lidschlag wandelt und nur in einem dynamischen Gefleht von Linien auf dem Papier weiterlebt: Pferde, die über Hindernisse setzen oder Kopf an Kopf durchs Ziel preschen, Paare, die sich schwingend über Bühnen oder Eisflähen bewegen.
Ausgangspunkt für Ewalds Kunst war immer der visuelle Eindruck, den er dann beginnend bei den vor der Natur aufgenommenen Skizzen in einem Abstraktionsprozess in eine völlig neue visuelle Form übertrug, die aber immer an den Gegenstand gebunden blieb. Darin macht sich ein bewusstes Sträuben gegen Abstraktion fassbar, auf das dann auch die Befremdung zurückzuführen ist, die Ewalds Kunst in den 1950er und 1960er Jahren hervorrief. Ein Redner äußerte anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung von Werken Ewalds im Städtischen Museum in Wiesbaden 1963, man „sei erstaunt, wenn man die meist großflächigen Bilder betrachte und in ihnen dem Menschen wieder begegne, denn der Mensch trete ja in der heutigen Kunst kaum mehr in Erscheinung.“ Hier wird deutlich, wie vereinsamt man sich die Position Ewalds in der damaligen Kunstszene vorstellen muss.
Reinhold Ewald in seinem Atelier im Wilhelmsbader Turm, um 1960
Ein Foto, das um 1960 aufgenommen wurde und Reinhold Ewald in seinem Atelier zeigt, umgeben von Bildern, von denen die meisten weibliche Figuren zeigen, scheint typisch für den häufig als Bohemienbeschriebenen Künstler: Ewald steht inmitten eines hohen Raumes, seines Ateliers, vor der geöffneten Balkontür, durch die Blattwerk und Licht in den Raum eindringen. Er ist in der Drehung aufgenommen, mit der er sich dem Fotografen zuwendet, den er mit prüfendem, durchdringendem Blick mustert. Sein ganzer Habitus, das schlohweiße, dichte Haar, das sich etwas wirr um den Kopf legt, die weiten Hosen, über die das helle Hemd lässig fällt, wirken überaus unkonventionell – in Hanau, nach dem Krieg, in den biederen 1950er und 1960er Jahren, dürfte er in diesem Outfit und dieser Umgebung aufgefallen sein wie ein bunterHund. Ewald hatte, nachdem das Haus seiner Eltern Ende 1944 im Bombenhagel zerstört worden war, sein Atelier und seine Wohnung 1946 in der Turmruine des Wilhelmsbader Landschaftsparks installiert, was dem Eindruck seiner Besonderheit und Nicht-Bürgerlichkeit entsprach, aber auch einen gewissen Rückzug darstellte. Der als englischer Landschaftsgarten im späten 18. Jahrhundert angelegte Wilhelmsbader Park war, wie in Zeiten der Ruinenromantik üblich, mit der Imitation einer mittelalterlichen Burgruine ausgestattet.
Blick in das Atelier in der Burgruine Wilhelmsbad, um 1960.
Reinhold Ewald (1890 – 1974)
„Maler der 1000 Frauen“
31 Gemälde aus dem Nachlass des Künstlers
76 Seiten, 31 Farbtafeln