Reinhold Ewald (1890–1974)
58 Gemälde und 10 Zeichnungen
aus dem Nachlass des Künstlers
Freitag, 13.10.2017
19 – 22 Uhr
Reinhold Ewald
1890 – 1974
„58 Gemälde und 10 Zeichnungen aus dem Nachlass des Künstlers“
152 Seiten
Reinhold Ewald, „Frau am Meer“, um 1942, Öl auf Leinwand, 98 x 79 cm
Galerie Opper, Streitkirche
Reinhold Ewald, „Hella Brückner“, um 1950, Öl auf Leinwand, 111 x 110 cm
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald, „Zwei sitzende Mädchen (Café Bauer, Frankfurt)“, 1921, Öl/Pappe, 146 x 100 cm, monogrammiert und datiert: R. E. (19)21
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald, „Venedig, junge Frau im Pelz“, 1960-1965, Öl/Lwd., 155 x 104,5 cm, signiert: R. Ewald
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald, „Venedig, junge Frau“, 1960-1965, Öl/Lwd., 148,5 x 104,5 cm, signiert: R. Ewald
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald, „Mädchen am Tisch“, 1959, Öl/Lwd., 98 x79 cm, signiert und datiert: Ewald (19)59
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald, „Frau mit weißem Schleier“, 1965, Öl/Lwd., 100 x 86 cm, signiert und datiert: R. Ewald (19)65
Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald, „Drei Frauen“, 1925, Öl/Holz, 169 x 121 cm, signiert und datiert: R. Ewald (19)25
Blick in die Austellung
Reinhold Ewald, „Lesende im Liegestuhl“, 1924, Öl/Lwd., 78,5 x 61 cm, signiert und datiert: R. Ewald (19)24
Blick in die Ausstellung
Reinhold Ewald im Brennspiegel der 1920er Jahre
Claudia Caesar
Als der Erste Weltkrieg am 11. November 1918 offiziell endete, war Reinhold Ewald wahrscheinlich bereits wieder in seine Heimatstadt Hanau zurückgekehrt. Es sollte ihm sehr schnell gelingen, an die Künstlerkarriere anzuknüpfen, die er sich vor dem Krieg erarbeitet hatte – dies, obwohl er erst Mitte 20 war, als man ihn im Juli 1915 zum Wehrdienst einzog. *Bereits mit 17 Jahren war Ewald als Schüler der Hanauer Zeichenakademie in seinen Fähigkeiten so hervorgetreten, dass er ein Staatsstipendium für die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin erhielt und sich bis 1911 in der Hauptstadt ausbilden konnte.
Wie so viele junge deutsche Maler seiner Generation zeigte er sich insbesondere begeistert von der neuen französischen Kunst, die er in Berlin in den Galerien (vor allem bei Cassirer) und Ausstellungen, aber auch in der von Hugo von Tschudi neu bestückten Berliner Nationalgalerie bewundern konnte: Paul Cézanne, Henri Matisse, Vincent van Gogh und all die französischen Meister, die heute als klassische Moderne gelten. 1910 gelang es Ewald erstmals, zwei seiner Werke in der Ausstellung der Berliner Secession zu zeigen – eine große Auszeichnung, wenn man bedenkt, dass diese Ausstellung einer der wichtigsten Orte für die Präsentation fortschrittlicher Kunst in Deutschland war, dass Ewald damals gerade einmal 20 Jahre alt war, dass ein großer Teil der eingereichten Bilder (bis zu 90 Prozent) abgelehnt wurde und dass die Jury aus so wichtigen Künstlern wie Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Beckmann und dem ebenfalls aus Hanau stammenden August Gaul bestand (Hofmann 2015).
Bereits auf dieser Ausstellung fiel Eald dem bekannten Kunstkritiker Karl Scheffle in die Augen, der für den jungen Maler lobende Worte fand: „[…] es führen sich Maler wie […] Reinhold Ewald mit frischen, talentvollen Arbeiten Hoffnungen erweckend ein.“ Seine Berliner Jahre hatten den jungen Ewald in künstlerischer Hinsicht geprägt – er verfolgte einen spätimpressionistisch orientierten Stil, wobei seine Begegnung mit der modernen französischen Kunst, vor allem Cézanne und Matisse, ihn stark beeindruckt hatte. Als Ewald dann 1911 Berlin den Rücken kehrte und wieder in seine Heimatstat Hanau zurückging, fand er dort bald ebenfalls wichtige Freunde und Förderer.
Ende 1913 hatte der Künstler mit einer Einzelausstellung im Frankfurter Kunstsalon Schames die Chance bekommen, nachdem er sich einige Monate dank eines Hanauer Stipendiums in Italien aufgehalten hatte, seine Bilder einem breiteren Publikum zu präsentieren. Außer in Frankfurt stellte er in dieser Zeit auch mit der Münchner Secession aus und natürlich weiterhin in Berlin. So wundert es nicht, dass er sich 1914, als es zur Spaltung der Berliner Secession kam, der Freien Sezession anschloss, an deren erster Ausstellung 1914 er ebenfalls teilnahm. Insbesondere Frankfurter Kunsthistoriker gehörten zu seinen Förderern, darunter vor allem der an der Städtischen Galerie tätige Alfred Wolters, der bereits 1921 einen wichtigen Artikel über Ewald verfassen sollte und ihm ein Leben lang freundschaftlich verbunden blieb.
Eben dieses Netzwerk mag auch dazu beigetragen haben, dass die Städtische Galerie Frankfurt bereits 1914 sein im selben Jahr entstandenes Gemälde Schlittschuhbahn erwarb. Im Juni 1915 konnte Ewald noch eine Einzelausstellung seiner Arbeiten im Frankfurter Kunstverein organisieren. Dann begann auch für ihn der Krieg – ab Juli 1915 musste er an die Westfront, es gelang ihm aber, auf seine Initiative hin und mit aktiver Unterstützung von Wolters ab April 1916 eine Stellung als Kriegsmaler zu bekommen. Er wurde dem 2. Ersatz-Bataillon des 5. Großherzoglich- Hessischen Infanterie-Regiments 168 zugeteilt und verrichtete fortan seinen Dienst, indem er das Kriegsgeschehen vorrangig hinter der Front dokumentierte (Ausst. Kat. Hanau 1990). Einige Zeichnungen sowie wenige Ölgemälde, die sich mit dem Kriegsgeschehen auseinandersetzen, sind aus dieser Zeit überliefert, zum Beispiel eines, das den Titel Klage um einen in Russland gefallenen Soldaten trägt und die Schrecken des Krieges in einer imaginierten Szene festhält, die die bekannte Pathosformel der Beweinung Christi aufgreift.
Nach dem Krieg suchte Ewald schnell Anschluss an das sich neu formierende Kunstgeschehen und war auf vielen wichtigen Ausstellungen neuerer Kunst präsent. Er zählte zu den Gründungsmitgliedern von zwei 1919 ins Leben gerufenen Bewegungen, die als Sammelbecken für die jungen, modernen Künstler gelten können, das Junge Rheinland und die Darmstädter Sezession. Diese Vereinigungen waren als Ausstellungsmöglichkeit für junge Kunst noch lange wirksam und wichtig, in ihren Anfängen standen sie aber auch für einen revolutionären Aufbruch. Die Darmstädter Sezession verstand es dabei, auch überregional Künstler zu mobilisieren, so Max Beckmann aus Frankfurt, aber auch etwa Conrad Felixmüller aus Dresden und Ludwig Meidner aus Berlin.
* Ein zentraler Bezugspunkt für diesen Artikel ist der Katalog der Frankfurt/Hanauer Ausstellung von 2015, der Reinhold Ewald und sein Werk zuerst umfassend und wissenschaftlich grundlegend bearbeitet hat.
Reinhold Ewald
1890 – 1974
„58 Gemälde und 10 Zeichnungen aus dem Nachlass des Künstlers“
152 Seiten